FIN Blog #3 Finnischer Herbst

Der letzte Beitrag ist schon so lang her, aber hier ist einfach immer etwas los und dann noch Uni und Besuche… Doch dafür kommt es jetzt ein bisschen ausführlicher. Ich bin nun schon zwei Monate in Tampere und hab mich echt gut eingelebt. Gerade habe ich Herbstferien für eine Woche und Mama hat mich besucht. Passend zum super Wetter in dieser Jahreszeit, wobei ich Anfang Oktober noch dachte ‘jetzt bricht der Winter ein’, konnten wir echt viel unternehmen. Also da schlägt Finnland Deutschland mit Regen und grauen Wolken aber um einiges!

We love Tampere

Tampere ist echt eine super Stadt zum Studieren und Leben. Mit meiner Mitbewohnerin aus Holland verstehe ich mich immer noch super. Die letzten Wochen war ich viel unterwegs, z.B. in Stockholm und Tallinn und am Dienstag geht es nach St. Petersburg (gibt separate Beiträge für die Trips). Aber ich freue mich auch immer wieder zurück in meine schöne Wohnung (wie sieht die nochmal aus? Siehe hier) zu sein. Und auch in Tampere gibt es immer etwas zu unternehmen: International Partys, verschiedene Saunas, Swingdance Unterricht, Jazz Bars, Märkte am Hafen, Sonnen am See, Karaoke, Movie Nights in der Uni oder zusammen kochen mit Erasmusstudenten.

Studium und Unterricht

Der Unterricht hat in Tampere schon Ende August angefangen, also Hut ab – das halbe Semester hab ich schon geschafft 😉 Um meine 25 Credits voll zu kriegen, habe ich fünf Kurse gewählt. Nebenbei mache ich noch den Basic Finnish Kurs, “Each One Teach One” – wo man sich mit anderen Studenten trifft und gegenseitig die Sprache lernt und einen Deutsch-lernen-für-Finnen-Kurs. Aber die Credits dafür kann ich mir leider nicht anrechnen lassen.

Meine Kurse sind natürlich auf Englisch und das macht auch echt Spaß. Erst hatte ich natürlich n bisschen Schiss alles zu verstehen aber jetzt hat es mir noch mehr gezeigt, dass ich evetuell auch mein Master auf Englisch machen könnte – in einer anderen europäischen Stadt. Teilweise fällt mir Englisch sprechen sogar leichter als Deutsch, weil es so eine schöne fließende Sprache ist. Meine gewählten Kurse passen sehr gut zu denen, die ich auch in Mittweida hätte:

  • Media Channels and Platforms, wobei jeder einen eigenen Blog schreiben muss – im Unterricht behandeln wir verschiedene Medienkanäle und diskutieren sehr viel in Gruppen. Mein Prof, Chris Smith aus Britian, ist auch total cool und die Atmosphäre im Kurs ist echt super, sehr locker und witzig aber trotzdem produktiv (meinen Blog in Englisch findet ihr hier)
  • Project Management – dort planen wir selbstkreierte Projekte in Dreiergruppen, meine Gruppe ist echt ganz gut also macht das auch Spaß, aber die Lehrerin ist manchmal ein wenig unpräzise
  • Event Tourism –  sehr lustiger Kurs mit Markku Lampi (der Name ist schon so cool), erst waren wir zusammen in der öffentlichen Sauna, dann grillen am See (siehe Foto unten) – damit wir ja alle die finnischen Events kennenlernen und jetzt entwickeln wir in Zweiergruppen ein Konzept für ein eigenes Event
  • Visual Effects of Moving Image – der Kurs ging nur bis Ende Oktober, war aber auch jeden Dienstag von 9 bis 15 Uhr, da habe ich viel über After Effects und andere Videobearbeitungsprogrammen gelernt, als Gruppe haben wir ein Video vor Green Screen gedreht und letztens haben wir noch eine Firma für visuelle Grafikeffekte besucht
  • Working in a Co-operative – geht um Gründungsmanagement wenn ich eventuell mal mein eigenes Business starten will, auch ein sehr netter Lehrer, viele Diskussionen in der Gruppe und andere schon gegründete Start-ups kennenlernen, habe dort meinen Businessplan über ein Strick-Kaffee geschrieben

Im großen Ganzen wirken die Kurse in Finnland erstmal gechillter als in Deutschland, weil es (jedenfalls für mich) keine schriftlichen Prüfungen gibt, die Lehrer haben oft nur einen groben Plan über den Unterrichtsinhalt, aber es gibt auch Ausnahmen wie Chris Smith 😉

Aber im Endeffekt ist es irgendwie trotzdem effektiver, weil man die ganze Zeit aufpassen, mitdiskutieren und nachdenken muss – das geht manchmal in den Vorlesungen in Deutschland unter weil dort oft das Motto gilt “ich bin eh viel zu müde und versuche einfach nur von den Folien abzuschreiben wenn mich mal grad nicht das Smartphone ablenkt”.

Meine Uni – mehr als nur ein Campus

Ich habe meistens viermal die Woche Uni, oft Freitag oder Mittwoch frei und Montag ist immer der Tag, an dem ich zum Hauptcampus der TAMK muss, sonst muss ich immer zum Mediapolis Campus, speziell für Medienstudenten. Von meiner Haustür bis ins Klassenzimmer kann es da schon mal eine Stunde dauern, aber auf dem Weg kann ich immer schön stricken oder Schlaf nachholen.

Mediapolis ist aber echt ganz cool, weil der größte Fernseh- und Radiosender von Finnland “Yle” in Tampere auch dort stationiert ist und man mit “Real Life People” zusammenarbeitet (oder auch eher in der gleichen Mensa sitzt…haha).

Das Essen ist echt ganz gut (wollte schon okay schreiben aber das wäre im Vergleich zu Mittweida doch untertrieben… aber da zeigt sich schon die finnische Seite in mir, die Lieblingsantwort auf jede Fragen von den Finnen ist nämlich “okay”) – für 2,60 gibt es immer Brot, Salat und zwei Getränke dazu und man kann zwischen drei Hauptgerichten wählen. In Mediapolis ist das vegetarische Angebot leider nicht ganz so groß, aber ich bin ja auch nicht darauf “angewiesen”.

Die Unterrichtsräume sind relativ klein und eher wie in der Schule. Es gibt kaum große Vorlesungsräume, jedenfalls habe ich dort nie Unterricht. Meistens sitzt man einfach im Halbkreis vorm Lehrer, ob mit Tisch oder Tischkissen. Und das allerbeste: man duzt sich gegenseitig und in der Mail reicht ein einfaches “Hi Chris”.

Über Freizeit und Märchen

In meiner Freizeit gehe ich so viel wie ich es schaffe ins Fitnessstudio und die dazugehörige Sauna. Die drei Unis in Tampere haben sich für das Sportangebot zusammengeschlossen und für ein Semester “unipoli sport” zahle ich nur 36 Euro. Entweder ich mache Kurse wie Zumba, Workout mit Hanteln, Yoga oder Neck Back oder ich gehe an die Geräte und den Sportraum unten. Das Sportstudio der Universität Tampere (da wo meine Mitbewohnerin studiert) ist nur 10 Minuten mit dem Rad entfernt und hat alles was man braucht, die Duschen und die Sauna – geschlechtergetrennt – sind auch sehr schön.

Ich bin die finnische Alice im Wunderland!
Ich bin die finnische Alice im Wunderland!

Letztens war ich auch das erste Mal auf einer finnischen Geburtstagsparty. Leider wurde die ganze Zeit eigentlich nur ein Videospiel vorm Fernseher gespielt, aber das Buffet war sonst ganz lecker. Und zwischendurch haben wir sogar das Moominspiel (die kleinen Figuren aus Finnland – und ja das ohne Technik, nennt man Brettspiel ;)) gespielt. Außerdem habe ich herausgefunden, dass das Märchen “Alice im Wunderland” in Finnland “Liisa im Wunderland” heißt! Dann hat mein Name zum Glück noch eine andere Bedeutung als “lisää – mehr, Zusatz-…”, wie es das Wörterbich verrät.

Sonst gab es im September noch eine coole Konferenz (okay die gehört jetzt eigentlich unter Uni aber egal) – Mindtrek, wo wir als Medienstudenten kostenlos reingekommen sind. Zwei Tage Vorträge zum Thema Datenschutz, das coolste war aber eigentlich der Roboter, der mit einem 3D Drucker entwickelt wurde (und das noch in Frankreich! AMOUR!) und mit dem ich ein Selfie gemacht hab genauso wie die Virtual-Reality-Brille “Oculus Rift” mit der ich mich wie in einem anderen Universum gefühlt hab, mehr darüber gibts hier auf meinem Medienblog.

Dann nehme ich gerade auch ab und zu mal Couchsurfer auf, weil ich ja so ein großes Zimmer hab. Vor zwei Wochen hat ein Ungare als mein erster Surfer hier übernachtet, dann war noch eine Deutsche aus Dresden für zwei Nächte hier und gerade sind zwei Vietnamesen für eine Nacht hier.

In dieser Woche hat mich auch meine Mum besucht, da haben wir uns am Wochenende Helsinki angeschaut und für zwei Nächte ein Hostel gebucht. Am Montag gings mit der Fähre nach Tallinn und da hieß es für mich zum zweiten Mal in diese schöne alte Stadt Estlands reisen, aber es gibt ja immer etwas Neues zu entdecken. Wir sind zum Beispiel noch zum Open Air Museum gefahren, wo man sich in einem schönem Park die früheren Häuser und Bauten in Estland anschauen konnte. Den Rest der Woche hab ich Mama Tampere gezeigt und am Freitag haben wir noch eine Radtour durch die City gemacht, was gerade echt schön ist, weil die Stadt in rot-gelb-grün getaucht ist und der goldene Herbst zum Vorschein kommt. Am besten hat ihr mein See und die Natur drumherum gefallen, in Finnland kann man halt richtig abschalten.

Und ihr könnt jetzt auch wieder abschalten und euch über die nächsten Beiträge freuen!

Meine ersten Polarlichter in Finnland!! So amazing 😀


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